Interview mit der Architektin
Astrid Steinwandter

Das Bad als Visitenkarte

Das Badezimmer als Visitenkarte. Wie darf man das verstehen?
Das Hotelbad ist in den vergangenen Jahren in den Vordergrund gerückt und hat sich zum Vorzeigeobjekt eines Zimmers entwickelt – und zwar für den Hotelier und den Architekten. Das Bad demonstriert, ob man Design oder Funktionalität den Vorrang schenkt, ob man sich in die Zielgruppe hineinversetzt hat, ob an die Arbeit des Room Services gedacht wurde und inwieweit Kosten eine Rolle spielen. Schlussendlich muss das Gesamtergebnis überzeugen.

Ist die Planung des Bades für Sie persönlich eine Freude oder ein Schrecken?
Ich liebe es, Bäder zu planen und zu gestalten. Das Badezimmer hat für mich die gleiche Wertigkeit und Wichtigkeit wie der Schlaf- und Wohnbereich. Jeder Bereich sollte ein Wohlfühlraum sein und das erreicht man durch Materialien, Formen und Farben.

Im Hotel Valserhof haben Sie erst kürzlich neue Bäder gestaltet. Wie sehen diese aus?
Bei diesen Badezimmern haben wir insbesondere auf Tradition und Hochwertigkeit der Materialien geachtet: Terrazzo ziert Boden, Wände und Dusche. Linearer Waschtisch, schwarze Armaturen und runde Spiegel vollenden das Design.

Wie unterscheidet sich dieses Badezimmer von den Bädern, die Sie in den vergangenen zehn Jahren im Valserhof realisiert haben?
Dieses neue Bad ist noch mutiger, jedes Element ist ein Eye-Catcher, die Materialien sind sehr hochwertig. Die Bäder der letzten zehn Jahre waren weniger extravagant, sagen wir: braver. In jeder Phase waren andere Schwerpunkte wichtig: 2009 haben wir auf große Duschen 160x90cm gesetzt, dann waren offene Bäder in Mode, später fanden freistehende Badewanne und Sauna Einzug ins Zimmer, jetzt haben die Materialien ihren großen Auftritt.

Was verbindet die Bäder im Valserhof?
Echtheit und Harmonie. Ich verwende ausschließlich echte Materialien: Wenn Terrazzo, dann echter Terrazzo und wenn Holz, dann echtes Holz – niemals nur entsprechende Optik. Weiters suche ich stets die Harmonie im Raum. Dafür schaffe ich eine Weichheit – gerne und oft durch einen Bruch, zum Beispiel im neuen, ansonsten sehr linearen Bad durch runde Spiegel.

Ästhetik vor Kosten – oder andersrum. Wie gehen Sie vor?
Zuerst müssen Stil und Design definiert werden. Dann werden Materialien und Produkte ausgewählt. Im dritten Schritt wird gerechnet: Ist der Preis akzeptabel, ist alles gut. Sind Sparmaßnahmen notwendig, werden alternative Produkte gesucht und/oder Abstriche gemacht. Ich gehe von der optimalen Lösung aus und taste mich an den Preis heran. Nur so können kreative Ideen entstehen.

Schlussendlich muss das Gesamtergebnis überzeugen.
Interview: Dr. Christiane Warasin 
Foto: Klaus Peterlin, Helmut Rier